Unweit des Marktes Gangkofen liegt etwas abseits der Staatsstraße nach Dingolfing das ehemalige Kloster Seemannshausen der Augustiner-Eremiten.
1989/90 ließ Frau Magdalena Obermayr, die Besitzerin von Kloster Seemannshausen, westlich des Klostergebäudes eine neue Magdalenenkapelle errichten.
Die Architekturpläne für den Neubau stammen von Gerhard Bichler, Gangkofen. Die Raumordnung für die Liturgie im Sinne des 2. Vatikanischen Konzils und die Innengestaltung standen unter Leitung von Professor Franz Bernhard Weißhaar, München/Landsberg, der auch die Pläne für Altar, Lesepult, Gestühl, Apostelleuchter und Turmkreuz fertigte. Die szenische Wandmalerei in der Apsis und an den Längswänden in Fresco-Secco- Kaseintechnik sowie das Brettkreuz im Dachgebälk wurden von Silvia Nagacevschi, München, entworfen und ausgeführt.
Im Zentrum der Apsismalerei werden Maria, Johannes und Maria Magdalena dargestellt. Sie sind dem über den Altar hängenden Christus zugeordnet. Die beiden Frauengestalten stellen diese Verbindung durch ihren auf das Kreuz gerichteten Blick her, während Johannes sich durch das geschriebene Wort in seinen Händen und den auf den Betrachter gerichteten Blick als Zeuge und Übermittler des Geschehens ausweist.
Den Hintergrund zum Kreuz bildet der aufblühende Lebensbaum. Die Kreuzbalken sollen gleichsam seinem Stamm entnommen sein als Hinweis darauf, dass durch die Kreuzigung Christi das Leben neu geschaffen wird.
In der die Assistenzfiguren umgebenden Malerei werden die im Evangelium (Joh 27) berichteten Ereignisse nachgebildet, die in der Todesstunde Christi geschahen: Eine dunkle Scheibe schiebt sich vor die Sonne, der in großen Formen herabhängende Purpur-Vorhang des alten Tempels zerreißt in zwei Stücke und im Bodenbereich bilden sich Brüche. Der Spalt, der zwischen den beiden Vorhangteilen entsteht, zieht sich hinunter durch das gesamte Bild und zerreißt den Boden zum Zeichen für den großen Bruch, der im dargestellten Moment die Zeiten trennt und den alten Bund im Neuen vollendet.
Die Wurzeln des Christentums sind im Alten Testament verankert; so sind zu beiden Seiten der Szene von Golgotha zwei alttestamentliche Begebenheiten dargestellt:
Auf der Seite zum ehemaligen Klostergebäude, des heutigen Gutshofes und Gasthauses, wurde eine Szene gemalt, die wohl am ausführlichsten im Alten Testament Bewirtung und Gastfreundschaft schildert, die hier sogar die messianische Zukunft einbettet: Drei Männer kommen im Hain Mamre zu Abraham, der freudig auf sie zuläuft und sie willkommen heißt. Gott selbst, in Gestalt dieser Drei - ein Vor-Bild der Dreifaltigkeit- kommt, um ihm die Geburt seines Sohnes Isaak zu verkünden, aus dessen Geschlecht der Messias hervorgehen wird. Sara, die in der Hütte das Gespräch belauscht, denkt an ihr hohes Alter und lacht ungläubig.
Einer, der wie Abraham das Wort Gottes hört und ihm folgt, ist Samuel. Er wird nach Betlehem gesandt, um einen der Söhne Isais zum König zu salben. Dieses Ereignis ist an der Westwand gemalt: In David, dem jüngsten der acht Söhne, findet Samuel den von Gott Erwählten und salbt ihn, den Worten des Herrn gemäß: "Auf und salbe ihn; denn er ist's" (1 Sam 16, 12). Zum Segen des Propheten kommt der Segen Gottes, dargestellt durch das helle, von oben herab fallende Band, von diesem Tag an über David. Zu seinen Füßen liegen Kieselsteine, die Geschoße, mit denen er Goliath besiegt. Zu seiner Rechten die Harfe, mit deren Musik er Sauls Zuneigung gewinnt.
Dabei soll noch eines anderen Sängers gedacht werden, des Augustinerpaters Marzelinus Sturm, der durch das Verfassen und Vertonen von Liedern berühmt wurde.
Ende des 18. Jahrhunderts lebte er im Kloster Seemannshausen.
Betlehem wird in dieser hier dargestellten Begebenheit zum Ursprungsort des messianischen Geschlechts. Die Verbindung zu Christus und somit der Übergang zum Neuen Testament ist auch in der Malerei besonders hervorgehoben; so weist der rote Stoff zwischen den beiden Szenen sowohl auf die spätere Königswürde des David hin, als auch auf den Purpurmantel, mit dem die Soldaten in der Passion Jesus als König verhöhnen.
Eine andere Verbindung zeigt das Ölbäumchen, aus dessen Früchten das Öl für die Salbung Davids gewonnen wird; der Name "Messias" bedeutet im Hebräischen: der Gesalbte, im Griechischen: Christus.
An den Längswänden sind noch weiter dargestellt: Der Domherr Heinrich Seemann mit seinem Wappen, ihm gegenüber der hl. Georg, der Namenspatron des 1081 verstorbenen Georg Obermayr. Zu seinen Füßen ist das Stammwappen der Familie Obermayr, ein Landmann mit Ähren und der geflügelte Fisch, zu sehen.
An der Kapellenrückwand sind die wichtigsten Daten zur Geschichte der Magdalenenkapelle in Seemannshausen niedergeschrieben.
Am 21. November 1990 erteilte Abt Wolfgang Maria Hagl OSB aus Metten, ein Verwandter der Familie Obermayr, der schmucken Kapelle den kirchlichen Segen.
(Quelle: Pfarrei Gangkofen)