Loretokirche

Loretokirche

Die Angerbacher Loreto-Wallfahrtskapelle wurde im Jahre 1657/58 vom kurfürstlichen Truchseß und Hofmarksherr Johann Gundacker von Auerbach anstelle einer älteren Holzkapelle errichtet. Im Jahre 1663 wurde das Gotteshaus konsekriert. Die Weiheurkunde spricht von einer „capella nuper erecta et ad veram sacrae Lauretanae similitudinem rite fabridata" (die jüngst errichtete Kapelle, die dem wahren heiligen Haus in Loreto gebührend nachgebaut wurde). Der Angerbacher Wallfahrtskult entwickelte sich sehr schnell, davon zeugen die bis ins Jahr 1729 zurückreichenden Mirakelbücher mit dem Nachweis vieler wunderbarer Gebetserhörungen und zahlreiche Votivbilder, das älteste von 1658. [Mehr zum Loreto-Kult]

 

Zum 100-jährigen Kirchweihfest war der Wallfahrerstrom bereits so stark angewachsen, dass die so genannte „Speiskapelle" zur Austeilung der hl. Kommunion an das Gotteshaus angebaut werden musste. Weitere Zeugnisse der einst so blühenden Wallfahrt sind die zahlreichen Votivgaben, die an den Wänden zu finden sind. Der Wallfahrerstrom wurde anfangs von den Augustiner-Eremiten aus dem nahe gelegenen Kloster Seemannshausen und später von einem Benefiziaten betreut.

Loretokirche

Von Unkenntnis der ikonographischen Gegebenheiten eines „Lauretanischen Hauses" zeugen Eingriffe aus dem 19. Jh. So wurde damals der Altar an die Ostwand versetzt, sowie die Originalfassung der Wand übertüncht. Die Erneuerungsarbeiten 1977 haben der Kapelle wieder den ursprünglichen Charakter verliehen, dafür manch andere Beschädigungen hinterlassen. 1997 konnte die Kirche erneut gründlich renoviert werden, wenngleich manche Veränderungen der Jahrhunderte nicht mehr rückgängig zu machen waren. Die Altäre und die übrige Ausstattung wurden im Jahr 2002 restauriert.

 

Bau und Ausstattung

Wir begegnen einem rechteckigen, weiß verputzten Bauwerk, welches von einem Satteldach abgedeckt wird. An der Südseite befindet sich die ebenfalls im rechteckigen Grundriss erbaute Speiskapelle. Schließlich überragt an der Ostseite ein quadratischer Turm mit reich gekröpfter Barockhaube sowohl die beiden Kapellenteile als auch die um den Turm gebaute Sakristei.

 

Loretto-WallfahrtskircheDer Innenraum der Loreto-Kapelle bekommt durch seine Bemalung eine besondere Atmosphäre. Dicke Wände mit rot bemalten Ziegelsteinmuster umschließen das Heiligtum. Über dem Besucher erhebt sich das blau getünchte Tonnengewölbe. Ein schmiedeeisernes Gitter (um 1700) teilt den Raum. Die bemalte Skulpturengruppe „Verkündigung an Maria" wurde im Raum diagonal so angeordnet, dass das Heilsereignis szenisch dargestellt erscheint.

 

So finden wir die am Betpult kniende Maria an der Nordwand nahe des Altares, im Scheitel die Heiliggeist-Taube, an der Südwand der stehende Engel mit dem Verkündigungsgestus. Unter den Figuren tragen Steintafeln erklärende Inschriften. An der Ostwand der Kapelle finden wir den im Jahre 1735 geschaffenen Hochaltar. Er ist ein Werk des aus Vilsbiburg stammenden Bildhauers Johann Paul Wagner. Im Zentrum des Hochaltars steht in einer Nische das Gnadenbild über einer Wolkenbank, die von einem großen liegenden Engel getragen scheint. Das Fenster an der Westwand, welches die Strahlkraft des Verkündigungsengels verstärken sollte, wird heute von der Orgelempore mit der 1999 vom Passauer Orgelbauer Eisenbarth neu erstellten Orgel verdeckt.

 

Betreten wir die Speiskapelle, so entdecken wir eine umlaufende Galerie. Die hölzerne Kanzel an der Südostecke war ursprünglich eine Außenkanzel. Im Übrigen finden wir noch einen kleinen Altar, der wie die übrige Ausstattung dieser Kapelle aus dem Jahr 1758 stammt. Die Mitte des Altares bildet ein Bild des Kruzifixus, flankiert von den Figuren des hl. Sebastian (links) und des hl. Florian (rechts). Im Auszug befindet sich ein Gemälde des hl. Aloisius.

 

Wallfahrtswesen

Die Wallfahrt nach Angerbach zu Maria-Loreto reicht bis in die Zeit der Kapellenerbauung zurück. Davon zeugen zwei Votivtafeln. Die eine stammt aus Dirnaich und trägt die Jahreszahl des Kapellenbaues (1658), die zweite ein Jahr später datiert, stammt aus Neumarkt. Ursprünglich waren die ganzen Seitenmauern voller Votivtafeln. Die meisten von ihnen wurden jedoch im Jahr 1854 entfernt. Der noch vorhandene bescheidene Rest befindet sich heute an der Rückwand der Kapelle. Neben den Votivtafeln berichten vier Glasschreine mit silbernen Votivgaben (Herzen, Augen, Gliedmaßen, Portraitfiguren und Münzen) von Gebetserhörungen. Besonders aber sind es die Marianischen Gnadenbücher von 1729 bis 1801 mit fast 3.000 Eintragungen, die vom Vertrauen aus die Muttergottes von Angerbach und von ihrer Hilfeleistung sprechen.

 

Neben Einzelpersonen, vor allem den in der Umgebung ansässigen Hafnern an der Bina und aus dem Kröning, besuchten besonders an den Marienfesten ganze Pfarrwallfahrten den Gnadenort Angerbach. Schon 1662 hatte Papst Alexander VII. einen vollkommenen Ablass zum Fest Mariä Geburt gewährt. An diesem „Großen Frauentag" erschienen die Pfarrangehörigen von Gangkofen mit dem Kreuz. An Mariä Heimsuchung (2. Juli), dem Patrozinium der Loreto-Kapelle, kam die Pfarrei Hölsbrunn. Ein Nachkomme des Stifters, der kurfürstliche Truchseß Felix Gundacker von Auerbach zu Angerbach, hatte am 16. August 1690 in seinem Letzten Willen die Errichtung eines Benefiziums ermöglicht, welche am 14. November 1698 rechtskräftig wurde. Dadurch konnten die Pilger fortan durch einen Benefiziaten geistliche Betreuung erhalten.

 

Infolge der staatlichen Verbote jeglichen volksfrommen Brauchtums reduzierte sich der Wallfahrerbesuch in Angerbach zu Beginn des 19. Jh. in zunehmenden Maße. Wurden beim einhundertjährigen Kirchweihfest, welches acht Tage lang gefeiert wurde noch 15.000 Wallfahrer gezählt, so ging das zweihundertjährige Jubiläum im Jahre 1858 ohne besondere Festlichkeit vorüber. Zum dreihundertjährigen Kirchweihjubiläum gedachten die Angerbacher ihrer Wallfahrtskapelle mit einem Festgottesdienst.

 

(Quelle: Pfarrei Gangkofen)